"Bullshit"-Produktion: Ein Supergeschäft
Tausende Journals bieten "Bullshittern" die Möglichkeit, ihre Absonderungen ungefiltert zu verbreiten. Manche "Verlage", die häufig nur aus wenigen Personen bestehen, geben hunderte Journals mit hochtrabenden Titeln und Zusätzen wie "International", "Global" heraus. Publizieren kann jeder, der dafür zahlt. Praktisch ist das (vielfacher) Betrug, die "Verlage" sind Geldeinsammelstellen.
Die Lage ist so dramatisch, dass im Dezember 2017 das "International Committee of Medical Journal Editors" ("ICMJE") in einer Neufassung seiner Empfehlungen ("Recommendations for the Conduct, Reporting, Editing and Publication of Scholary Work in Medical Journals") eindringlich vor solchen "Predatory" oder "Pseudo-Journals" warnte. Forscher sollten vermeiden, Manuskripte an solche "ausplündernden" Journals zu senden. Jeder wissenschaftliche Autor solle die Integrität, Geschichte, Praxis und Reputation von Journals überprüfen.
Dass tausende Betrugsjournale existieren, liegt auch daran, dass ein enormer Bedarf besteht, Produkte und anderes (auch: Verfahren, Ideologien) "wissenschaftlich verbrämt" zu bewerben. Der Hinweis auf eine "Studie" wirkt wie ein Zauberwort, das die Türen zu Verbreitern in Medien aufschließt. Betrugsjournale werden auch genutzt, vermeintliche Resultate von staatlich und/oder international geförderten Forschungsvorhaben zu präsentieren. Staatliche Förderung ergießt sich häufig in Vorhaben, die nicht einmal im Ansatz "Ernsthaftigkeit" aufweisen, aber "politisch erwünscht" sind. Nicht selten zahlen staatliche Autraggeber sogar die Gebühren, die "Pseudo-Journals" für die Publikation von Bullshit-Studien verlangen.
"Bullshitter" und deren Förderer sind nach unserer Auffassung asozial und beschädigen die Gemeinschaft / Gesellschaft. Sie tun etwas, was aufrichtige Menschen niemals tun würden, nämlich etwas zu verlautbaren, was sie für nicht wahr halten.
Letztes zum ICMJE und deren Neufassung der Empfehlungen: ICMJE hat eine Liste mit 3802 Journals herausgegeben, die von sich erklären, den Empfehlungen zu folgen. Das sollte bestenfalls als Absichtserklärung verstanden werden, nicht etwa als Beweis, dass es sich um kein betrügerisches Journal handelt.
Beispiel "Bullshit": Ein Hund als Verleger
Mai 2017: Frau Dr. Olivia Doll hat einen eindrucksvollen Lebenslauf vorzuweisen. Sie ist "Senior Lecturer" am "Subiaco College für Tiermedizin", hat einen Doktor in "Kaninchenstudien" und einen Bachelor in "Tierstudien". Zudem ist sie Mitglied in sieben internationalen Herausgebergremien namhafter wissenschaftlicher Publikationen, darunter: "EC Pulmonary and Respiratory Medicine", "Journal of Tobacco Stimulated Diseases" und das "Journal of Psychiatry and Mental Disorders".
Die Wahrhaftigkeit erfordert noch die Mitteilung: Dr. Olivia Doll ist ein Hund, genau: ein fünfjähriger Statfordshireterrier im Besitz von Professor Mike Daube von der Curtin-Universität in Perth, Australien.
Prof. Frankfurt würde sich darüber nicht wundern. Er hatte formuliert:
"Der Bullshitter beachtet die Autorität der Wahrheit einfach gar nicht. Aus diesem Grund ist Bullshit ein größerer Feind der Wahrheit als die Lüge."
Beispiel "Bullshit": Kampagnen gegen "Gentechnologie" und "Glyphosat"
1997 hat W+D GmbH erstmals umfassend über die Hintergründe der Kampagnen "Gentechnologie" publiziert; ein Artikel war im "Deutschen Ärztebölatt" erschienen. Es war beschrieben und umfassend dokumentiert worden: Die Kampagnen gegen "Gentechnologie" waren von einer kleinen Gruppe Personen initiiert worden, die religiös-sektiererisch geprägt waren. Trotz der Verstrickung in eine mit totalitärem Anspruch auftretende "Bewegung" war es den Initiatoren gelungen, Kooperateure in Organisationen zu gewinnen, die (auf den ersten Blick) nicht unmittelbar "religiöse" Inhalte aufwiesen, z.B. "Greenpeace".
Artikel "Kampagne gegen Gentechnik - und wer dahintersteckt": deutsche Druckfassung
Die Quellennachweise dazu
Die Quellennachweise in Druckfassung (pdf-Datei)
DEMNÄCHST MEHR zu folgender Beobachtung: Auch nach 20 Jahren hat sich der Kreis der tatsächlichen Betreiber der Kampagnen kaum verändert. Und auch nicht der Charakter der Botschaften der Kampagne - die mittlerweile um "Glyphosat" erweitert worden ist.
Wie vor 20 Jahren haben die meisten der "Sachdarstellungen" der Kampagnenbetreiber "Bullshit-Charakter", sind also inhaltlich Nonsens, und das scheint auch die Intention der Autoren gewesen zu sein. Wie vor 20 Jahren ist solches von vielen journalistischen Berichterstattern nicht erkannt worden.
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Postman hatte in "Wir amüsieren uns zu Tode" Visionen von George Orwell ("1984") und von Aldeous Huxley (Roman: "Schöne neue Welt", erschienen 1932) verglichen. Zitat:
"Orwell warnt vor der Unterdrückung durch eine äußere Macht. In Huxleys Vision dagegen bedarf es keines Großen Bruders, um den Menschen ihre Autonomie, ihre Einsichten und ihre Geschichte zu rauben. Er rechnete mit der Möglichkeit, daß die Menschen anfangen, ihre Unterdrückung zu lieben und Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichte machen."
Zitate aus "Schöne neue Welt" hat W+D GmbH in einem "Foto-Jahreskalender 2018" zusammengestellt. Der Kalender kann hier kostenfrei heruntergeladen und im Sinne von "fair use" genutzt werden. deutsche Fassung / englische Fassung.
Demnächst
Neben der oben kurz beschriebenen Dokumentation "Kampagnen gegen "Gentechnologie" und "Glyphosat" finden Sie an dieser Stelle: Dokumentarisches zu Neil Postman und zu dem amerikanischen Philosophen Harry G. Frankfurt und dessen 2005 erschienenem Werk "Bullshit" und historische Abhandlungen über Professoren.